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Prof. Friedrich Mühlberg (1840-1915) war über 40 Jahre Lehrer für Naturgeschichte an der Kantonsschule in Aarau und unterrichtete Botanik, Zoologie, Mineralogie und Geologie. Er wuchs als eines von 12 Kindern in Aarau auf. Er war ein aussergewöhnlicher Lehrer und schrieb u.a. «Dem Gymnasium fällt die Aufgabe zu, Verständnis für die Schöpfung in ihrer Gesamtheit zu vermitteln und erst der gereifte Schüler bringt der Wissenschaft von der Natur das notwendige Verständnis entgegen». Für ihn war die eigene Anschauung und das Erleben wichtig, er schuf eine berühmt gewordene Schulsammlung. Zu seinem Unterricht gehörten viele Fachexkursionen. Er war vor allem auch Jurageologe. Ihn interessierte der Bau dieses Gebirges, die sogenannte Tektonik. Er kartierte und forschte während Jahrzehnten von der Lägern im Osten bis westlich des Hauensteins. Vor allem interessierte ihn die Übergangszone Kettenjura und Faltenjura. Er schuf hintereinander sechs geologische Spezialkarten. Man kann sich nicht vorstellen, welch immense Arbeit, körperlich und geistig, über Jahre hinweg von Mühlberg geleistet werden musste. Man denke nur an die damaligen Verkehrsverhältnisse. Er lebte in stets grösster Einfachheit, nahm im Rucksack seinen Tagesproviant mit und liebte es, ohne gekannt oder bewundert zu werden, die Gegenden zu durchstreifen und sich in der Einsamkeit in die wunderbaren Probleme der Naturforschung zu vertiefen. Er regte die Schaffung einer Quellenkarte an, welche die Regierung des Kantons «in Würdigung des grossen wissenschaftlichen wie praktischen Wertes» guthiess. – Mit grossem Erstaunen blickten dieser Tage zwei Dorfbewohner mit umfassenden Ortskenntnissen im Benkental in die Quellenkarte. Sie verglichen das Werk, welches vor über 100 Jahren entstand, mit eigenen Beobachtungen und dass der Ort vieler Quellen haargenau mit der Mühlberg-Karte übereinstimmt. Die Arbeiten wurden im Sommer 1885 aufgenommen. Es war ein extrem trockener Sommer. Dadurch konnte der wichtige Minimalerguss der Quellen bestimmt werden. Es gelang ihm im Kantonsgebiet 98 Mitarbeiter zu gewinnen, dabei war der Hauptharst mit 62 Lehrern vertreten, aber auch Apotheker, Rektoren, Förster und Gemeindeschreiber gehörten dazu. Mühlberg wurde immer wieder als Meister angesprochen. Als Mensch blieb er bescheiden und erwähnte mehrmals seine Angehörigen, «die sich geduldig fügten, dass ich fast alle Ferien, Sonn- und Feiertage zu Studien im Feld und sehr viel Zeit in den Sammlungen und im Arbeitszimmer zugebracht habe». Sein Kartenwerk bleibt bedeutsam, es ist eine aktuelle und unentbehrliche Grundlage für die Quellenforschung von heute. Wohin uns die Klimafrage noch treibt, wissen wir nicht. Jeder Tropfen Wasser kann immer wertvoller und kostbarer werden. Dem Pionier und Quellen-Forscher Mühlberg sei Dank! Bild: Sein Werk wurde dem Naturama, in unmittelbarer Nähe zur Kantonsschule, überantwortet und im Mühlberg-Saal wurde seine Büste aufgestellt.