Bild anzeigen
Mit gegen 100 Seiten im «Brückenschlag», welcher die beiden Rheinfelden für das 100 Jahr-Jubiläum würdigt, ist eine kompakte Broschüre erschienen, die mir in der Rathausgasse in die Hände kam und die Geschichte der zwei Rhein-Städte von 1922 – 2022 darstellt. Sie ist lesenswert und vor allem auch für das Umland, also die Land-und Dorfbewohner der Region, interessant. Rheinfelden Schweiz hat 850 Jahre Bestehen bereits 1980 gefeiert und das ursprünglich «kleine Pendant im Norden» wurde 1922 durch die Erhebung der Gemeinden Nollingen und Warmbach zur Stadt erhoben. Lange bildete dort der Bahnhof von Nollingen die erste Infrastruktur, welche um 1900 nur 60 Gebäude zählte, aber die ersten Gewerbe-bzw. Fabrikanlagen anzog. Heute hat die Kreisstadt rund 33 000 Einwohner und in Rheinfelden/Schweiz sind es 13 000. Nun haben die Badischen zum Jubiläum nicht mit Grösse aufgetrumpft. Das Gemeinsame wird in den Vordergrund gerückt, auch die gegenseitige Abhängigkeit bei Arbeitsmarkt, Kultur, Infrastruktur, Aktionen und Fest. Die Wimpel auf der Brücke machen das deutlich: Wir feiern gemeinsam. Ein grosses Fest wollte offenbar niemand, jedenfalls griff ein wichtiger Mitinitiant nicht einfach zur Stadt-Börse sondern zum Spenden-Aufruf und der Förderverein Stadtjubiläum hat viele Aktivitäten entfaltet. Einige Rosinen aus dem «Brückenschlag»: Wichtiger Verbindungspfeiler war immer der Rheinübergang. Schmerzlich war der Grossbrand der Brücke von 1897. Hochwassergefahren haben bis in die neueste Zeit immer wieder beunruhigt, vorab die dramatische Situation für die Altstadt und das Hotel Schiff von 1999. Eine schwierige Zeit nach dem 2. Weltkrieg war unter der französischen Militärregierung die strenge Rationierung und die gerechte Verteilung der knappen Lebensmittel. Die «warme Suppe aus der Schweiz» war für über 1000 Kinder in der Stunde von Not, Verzweiflung und Bitterkeit während zwei Jahren ab November 1946 eine karitative Tat, die noch heute, nicht nur in den Stadtakten, nachklingt. «Grenzenlos» lautet das Motto der Gewerbeschau, was auf die enge wirtschaftliche Zusammenarbeit schliessen lässt. An der europaweiten «Entente Florale» errangen die beiden Städte 2015 die Goldmedaille. Ein Gemeinschaftswerk ist bis heute das Kraftwerk, das schon 1895 als erstes Flusskraftwerk Europas erstellt wurde und mit dem aktuellen Neubau einen hochgeschätzten Beitrag für die Stromversorgung leistet. Ein Stadtrat liess im Heft verlauten, «dass es hier keine Berge gebe, kein Brett vor dem Kopf, sondern Weltoffenheit, ein gutes Klima, eine wunderbare Flusslandschaft und die Kraft des Meeres», womit er natürlich die Bade- und Wellness-Welt «sole uno» meinte. Aber auch das 146 Jahre alte Feldschlösschen, die Traditionsbrauerei, kam immer mit ins Spiel. Nicht nur mit Bier wird heute Abend das Jubiläum beendet, es findet auch ein grosser Jubiläumsball statt.