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Wer dem über 80-Jährigen gegenübersteht, muss nicht mehr lange raten. Der grosse, kräftige Mann steht für die 5. Generation «Tröndle» an der unteren Wasengasse 99 in Laufenburg und war fast zeitlebens als ehemaliger Stahlbauschlosser mit Schwerarbeit gefordert. Er leistete im Fricktaler-Bataillon 59 als Mitrailleur Dienst. Ich war damals als bürogeprägter Fouriergehilfe in der gleichen Truppe und habe bis heute meine Achtung vor den Mitr. Männern und Kollegen bewahrt, welche die schweren Waffen am Napf, in den Voralpen oder im Jura und allerorten im schwierigen Berggelände höhenwärts buckelten. Grosse militärische Anforderungen waren das, auch wenn je nach Einsatz die «Haflinger» heranrückten, um etwas Last abzunehmen und in die höherliegende Stellung zu transportieren. Der Mitr.- Gefreite Tröndle war da jedenfalls stets im Volleinsatz. Irgendwie hat ihn Stahl und Eisen geprägt. Er war u.a. bewährter Angestellter in der damaligen Firma Jakem AG in Münchwilen. Eine besondere Herausforderung forderte ihn im Hochgebirge, wo er beim Kraftwerkbau an der Grand Dixence im Wallis, bis 300 Meter über dem Abgrund, bei der Montage und Verlegung der Stahlträger tätig war. Und wieder um Stahl ging es bei seinem eigenen Haus in Laufenburg. Sein Vater Fridolin Tröndle konnte die Liegenschaft 1891 erwerben. Das Haus dürfte rund 500 Jahre alt sein, kam aber lange Zeit in einer bedrohliche Schieflage. Ein umfassender Umbau war nötig, verzögerte sich aber über Jahre. Offensichtlich zeigten sich da die Baumängel aufgrund des Stadtbrandes, welcher vor rund 300 Jahren gewütet und vieles vernichtet hatte. Zum Teil wurden damals nur behelfsmässige Sanierungen ausgeführt. Es war dann eine eiserne Notsperre nötig. Ihr folgte ein jahrelanges Ringen und Abwägen über die richtige Renovation bis hin zum Teil-Abbruch. Aber Marcel und Gerlinde Tröndle blieben dem Haus treu. Sie waren an Sanierungen und einfache Unterkunft über Jahre gewöhnt. Wo heute drei Wohnungen im an sich grossräumigen Haus nach all der Renovation Platz finden, war früher noch hangseitig der Geissen-, Hühner- und Schweinestall untergebracht. Mit Eisenträgern musste das Haus über einige Jahre gestützt werden, bis man sich – man denke nur an die Auflagen des Ortsbildschutzes – über die Gesamt-Sanierung einig wurde. Nach 15 Jahre Provisorium konnte am 26. November 1993 das Richtfest stattfinden. Tröndle verfügt über ein grosses Dossier, welches die vielen Eisenbetonarbeiten aufzeigt und samt und sonders den Einsatz, welchen er grossteils mit seiner eigenen Muskelkraft bewerkstelligen musste. Heute ist im Hinterhof der Liegenschaft ein wirklich lauschiges Plätzchen zum Verweilen und Erholen. Am Hausgiebel zeigt sich eine schicke Darstellung zum bekanntesten Laufenburger Fastnachtsruf: «Es hocke drei Narre uf s’Hanselis Charre..». Sie war zum 60. Geburtstag seinem Sohn und Mitbewohner Roger gewidmet, welchem die Laufenburger Fasnacht, wie seinen Eltern, jedes Jahr sehr viel bedeutet.