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Kürzlich wurde – sicher nicht das erste Mal – in einer Debattierrunde gegen den Kanton losgewettert, die mühselig langdauernden Arbeiten am Kaistenberg im Visier. Wen man sich etwas mit der Geschichte und dem Projekt befasst, sieht das etwas anders aus, ja man muss sogar einige Unkenntnis des wirklichen Sachverhaltes anprangern. Seit Mitte Januar 2021 wird am rund 15 Millionen teuren Strassenprojekt Kaistenberg gearbeitet. Erschwerend für die Sanierung ist das viele Sicker-und Oberflächenwasser und vor allem die spezielle Jura-Geologie. Vergleichbar schwierige Sanierungsgeschichten gibt es zu Hauf, vor allem an der Staffelegg, am Benken, vor allem aber an der beidseitigen Sanierung der Strasse über die Saalhöhe. Da gibt es durchwegs einige Knacknüsse für die Geotechnik. Zum Kaistenberg: Bereits kurz nach dem Start der Arbeiten ausgangs Frick musste der instabile Untergrund mittels Grossrohrpfählen und einem Betonriegel verstärkt werden, bevor der Strassenkoffer wieder eingebaut werden konnte. Auf einer Länge von rund 1700 Metern wurde und wird noch der talseitige Rand mit einem rückverankerten Betonkopfriegel gesichert. Mikropfähle und Schrägnägel mussten in den tragfähigen Untergrund gebohrt werden. Die Strassenentwässerung wird total neu erstellt. Die Strasse wird auf eine Breite von 6.20 Metern ausgebaut. Ziel bleibt die Fertigstellung auf Ende 2022. Derzeit ist jedoch noch nicht ganz klar, ob der abschliessende Einbau des Deckbelages im Herbst eingebaut werden kann. Allenfalls muss dieser auf den Sommer 2023 geschoben werden. Bis heute kam man fast planmässig voran, mit Ausnahme von zusätzlich notwendigen Massnahmen im Untergrund, welche sehr zeitaufwändig waren. Im Spätherbst wird die Vollsperrung aufgehoben werden können. Die Projektleitung betont, dass man in den letzten Wochen dank Wetterglück mit den Arbeiten gut vorangekommen ist. – Interessant ist immer auch ein Blick zurück. Der Weg über den Kaistenberg erlangte bereits nach dem Anschluss des Fricktal an den Kanton Aargau grössere Bedeutung. 1826 schrieb der Kaister Gemeinderat der Regierung, dass «alles über den Berg gehe, was von badischer Seite komme. Man hätte bis 2 Stunden Umweg, wenn man die neue Brücke bei Eiken brauchen müsse». Die neue Steinbrücke über die Sissle konnte bei Eiken aber erst 1851 dem Verkehr übergeben werden. 1844 schrieb Franz Xaver Bronner in der Beschreibung des Aargaus: «Die Strasse steigt unweit Frick den östlichen Berg hinan und erreicht in bequemer Biegung nach Westen die Höhe des Kaistenberges, wo sich eine sehr angenehme Aussicht in die Täler von Oeschgen und Ittenthal öffnet. Man muss bedauern, dass diese so nützliche Strasse nicht vollends bis in das Dorf Kaisten hingeführt wird.» Ein erstes Strassenprojekt von 1934 wurde in Kaisten knapp verworfen mit 105 Nein zu 90 Ja. 1939 kam dann der Durchbruch, im Jahre 1941 wurde die neue Strasse mit einem Volksfest eingeweiht.