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Die Bau- vor allem die Neubautätigkeit überall im Lande ist gross. Im Zeichen von «Verdichtung» wird auch immer mehr in Höhe gebaut oder Quartiere neugestaltet. Schmerzlich kann all das werden, wenn in der bestehenden Siedlung Gebäudekomplexe, die kaum 50 Jahre alt sind, schon wieder niedergerissen werden, zum Teil stattliche Gebäude, die kaum Schäden aufweisen und sogar über Jahre gut unterhalten wurden. Der Kunsthistoriker Rudolf Riggenbach übernahm 1932 in der Stadt Basel einen kämpferischen Posten: Er wurde Denkmalpfleger von Baselstadt, wie ich dem «Basler Mosaik» von 1977 entnehmen konnte. Seine Aufgabe war wertvolles Bestehendes zu erhalten. Das war aber schon damals ein eher hoffnungsloses Vorhaben. Bei seinem Amtsantritt herrschte Wirtschaftskrise und wenn irgendwo etwas abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden konnte, brachte das Arbeit und Verdienst. Aber Riggenbach machte sich mit einer inneren Begeisterung, unerhörtem Fachwissen und mit Überzeugungskraft ans Werk. Alles konnte er nicht retten. Aber eine grosse Zahl von Kunstdenkmälern, auf die Basel heute stolz ist, wären zerstört, wenn Riggenbach nicht mit aller Macht für sie gekämpft hätte. Darunter befinden sich z.B. die Petersgasse und das Stadthaus, das Stadt-und Münstermuseum zum Kleinen Klingental, die Kunsthalle und die Siechenhäuser St. Jakob – um nur die wichtigsten zu nennen. Als 1961 die Basler Zeitung den populärsten Basler suchte, bekam Rudolf Riggenbach weitaus am meisten Stimmen. Und seine Popularität führte dazu, dass viele Basler sich auf ihre Stadt zu besinnen begannen. Das Denkmal vor der Leonhardskirche, von Peter Moillet geschaffen, zeigt ihn in seiner charakteristischen Haltung, mit einem Stumpen in der linken Hand. Er wirkte über Basel hinaus. Nach Kriegsende war er es, der für die stark zerstörten Münster von Freiburg i.B. und Breisach viele tausend Ziegel aus der Schweiz zur Verfügung stellte. Er war auch im Elsass als Fachmann und Freund geschätzt. Er war Pfarrerssohn. Sein Grossvater war jener Niklaus Riggenbach, der die Zentralbahn erfand und mit seinem System die erste Bergbahn auf die Rigi baute.