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Hat beides nebeneinander Platz? Ja, es ist möglich und auch von der Agrargesetzgebung der letzten 30 Jahre gewollt. Aber wie geht man damit in der Praxis um? Einen konstruktiven Weg weist bereits die Topographie im Fricktal. Wir haben meist nahe der Dörfer Hanglagen, ein Hügelland. Wo auf Reben verzichtet wurde, entstanden meist Weideland und Baumgärten. Auf dem Tafeljura liegt dann aber meist ebenes, ackerfähiges Land, das sich für eine intensive Nutzung für Getreide, Obstkulturen, Maisanbau, Kartoffeln und Grasland eignet. So wies bereits das Pilotprojekt 1990 unter «Naturgemässe Kulturlandschaft Fricktal» auf die Synthese hin: Wo immer möglich Kleinstrukturen erhalten, Bäume hegen und pflegen, Hochstammobstbau erhalten und möglichst erweitern, um einer sanften Nutzung in den Hanglagen mehr Raum zu geben. Der Aargau reagierte darauf mit dem Labiola-Programm «Landschaft-Bio-Landwirtschaft». Rund zwei Drittel der Bauernbetriebe im Aargau und ein noch höherer Anteil in den Hanglagen, wie im Fricktal, übernahmen im Laufe der Jahre diese Zielsetzung. Kürzlich hat der Grosse Rat über das Anschlussprogramm mit breiter Zustimmung befunden. Zudem hat sich in letzter Zeit die Forderung Luft verschafft, nahe am Siedlungsraum die Landschaft mehr aufzuwerten mit einer Art grüner Lunge und möglichst grosser Artenvielfalt. – Mit der Aufgabe eines Landwirtschaftsbetriebes in Dorfnähe in Wölflinswil konnte nach gründlichen Abklärungen und Erwägungen dieser Zielsetzung Nachachtung verschafft werden. Es gilt auch hier: Die Theorie ist gut, aber was kann in der Praxis wirklich realisiert werden. Am Dorfrand ergab sich nun die Möglichkeit, das «bäuerliche Baumerbe» zu sichern und gleichzeitig mit einem langjährigen Pachtvertrag rund 130 Aren mit hoher Biodiversität zu erhalten und zu fördern (Bild). Zum alten Baumbestand von gegen 50 Bäumen werden nun zusätzliche gepflanzt oder stehen schon im Gelände, sodass letztlich ein Baumbiotop von etwas mehr als hundert Bäumen entsteht. Bei den Neupflanzungen wird bei den Sorten breit ausgewählt und es kommen auch solche zum Zuge, welche an diesem Südhang bei Trockenheit zeitweilig durchhalten können. Das oben nordwärts anschliessende Ackerland wurde einem Hofbauern des Dorfes, welcher einen grossen Milchwirtschaftsbetrieb hat, verkauft bzw. verpachtet. Am weiteren Steilhang gegen Osten sind Gebüsch, einige Nussbäume, Wildrosen, Trockenwiesen und ein alter Steinbruch, welche für eine weitere Bereicherung in der Artenvielfalt sorgen werden.