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Menschen, die am Werk waren: Viele haben mitgewirkt. Bei der Planung, mit der Ingenieurkunst, bei kniffligen politischen Entscheiden, beim Betrieb der Tunnelbohrmaschine, welche sich zwölf Meter pro Tag durch den Jurakalk gefressen hat, und schliesslich auch für die Mittelbeschaffung durch die Behörden und bei Parlamentsentscheiden. Mitte Oktober 1996 konnte die N3 eröffnet werden und die letzte Lücke im Netz der aargauischen Nationalstrassen wurde damit geschlossen. Auch die Geologen waren gefordert. 1991 wurde aggressives Tiefgrundwasser festgestellt mit hohem Sulfat- und Chloridgehalt. Sulfat wirkt für den Beton zerstörend und Chlorid greift Eisen an. In der Folge wurde beschlossen, konsequent ein Zweischalensystem mit Abdichtungen einzuführen. Die Broschüre, welche zur Eröffnung herausgegeben wurde, hat besonders auch die Menschen, die am Werk waren, eindrücklich vorgestellt. Es mussten 18 000 Tonnen Armierungseisen von Menschenhand in den Tunnel transportiert und eingebaut werden (drei Pariser Eiffeltürme) und eine riesige Betonkubatur von 250 000 Kubikmetern wurde aufgearbeitet. Der Portugiese De Ascensao fuhr über 5000 Mal mit dem Betonfahrmischer in den Tunnel. Ein Kollege aus einem Bergdorf in Portugal war die ganze Bauzeit hier tätig, insgesamt 200 Gastarbeiter aus acht Nationen. Grosse Anteile aus Ex-Jugoslawien mit 40%, Portugal 15%, Italien 16% und Österreich 10%. Die Schweizer kamen auf 10%. Es gab auch vier Bözberg-Tiroler, welche jedes Wochenende gemeinsam nach Hause fuhren und jeweils 500 km Autofahrt absolvierten. Zwei Frauen wurden besonders erwähnt. Frau Adrienna Geissmann im Baubüro arbeitete sich nicht nur durch die Dossiers, sondern war auch als Dolmetscherin tätig. Am Werkplatz waren die Küche und die Containerbaracken. Hier wirkte Frau Slavica Jovanovic mit ihrer Crew. Überall sollte sie gleichzeitig sein, schlichten, trösten, heilen, zuhören und das rund um die Uhr im Schichtbetrieb. Die Italiener reklamierten, sie koche nur für die Jugoslawen, die Jugoslawen behaupteten das Gegenteil. In der Kantine wurde oft laut und trinkfest Geburtstag gefeiert. Es gab aber auch Anliegen im Umfeld der Bausstelle. Ein Bauer sagte zum Landschafts-Maler Wolf aus Aarau: «So tüender`s no mole, bevor sie`s versieche». Die ganze Belegschaft war tief beeindruckt von den St. Barbara-Feiern im Tunnel. Pater Ilija, Don Eugenio und Eduardo zelebrierten die Messe mit dem kräftigen Gesang der Bergleute im grossen Tunnel. Schliesslich noch eine Aussage nach der Eröffnungsfeier in Schinznach. Von der Fricktaler Seite wurde Gemeindeammann Vico Silvestri von Effingen beauftragt ein Grusswort zu sprechen, was er mit Bravour meisterte. Anderntags fragte ich ihn über seine Eindrücke. Antwort: «Alles OK, aber ich bin viel zu spät aufgewacht, weil der Autoverkehr auf der bisherigen Bözbergroute im Dorf weitgehend verstummt war».