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Seit 52 Jahren gibt es in Wölflinswil/Oberhof eine Dorfchronik. Das Bild zeigt den eindrücklichen Stapel von insgesamt über 3000 Seiten. Es sind Publikationen, die nicht vergleichbar sind mit der historischen Gründlichkeit von Dorfgeschichtsbänden, wie zum Beispiel von Rheinfelden, Kaisten, Hornussen oder Münchwilen, aber sie bilden eine ausserordentliche Fundgrube, haben Erinnerungswert und zeigen im Text und mit vielen Bildern eine Art laufende Ortsgeschichte. Wer kann noch glauben, dass der Männerchor der beiden Dörfer 1984 noch stattliche 45 Mitglieder zählte? Oder erinnern sie sich an die Theater-Tradition wie zum Beispiel «Wachtmeister Rösli» mit der Büroordonnanz Guschti Kuster auf der Ochsenbühne? Besondere Aufmerksamkeit fanden auch immer wieder Wetterereignisse. So hält die «Rückblende» 1982, also vor 40 Jahre fest, dass sich im Januar ein geradezu unheimlicher Eispanzer über den Talgrund legte, über Strassen, Feld und Flur. Das, während 350 Meter höher auf der Stockmatt die wärmende Sonne schien und keinerlei Eis oder Schnee festzustellen war. Viele Dorfbewohner mussten da ihre besonderen Erfahrungen gemacht haben. Eine Bezirksschülerin glitt auf der zweiteiligen Schulmappe in Blitzesschnelle um 200 Meter die Hangstrasse hinunter. Ein Landwirt wollte zu Fuss Richtung Dorf, glitt auf der Hangkante aus und rutschte in rasender Fahrt bis zum Talboden. Ein Kind glitt aus, sauste den Hügel abwärts und blieb glücklicherweise im Gebüsch direkt über einem Steinbruch hängen. Nach mühsamem Stufenschlagen konnten die Retter nach unten gelangen und das Kind in Sicherheit bringen. Eine Spaziergängerin wollte den weggleitenden Hund retten, sie rutschte aber selber aus und geriet bäuchlings über 100 Meter talwärts. Herzog Transporte karrte von Oberhof bis Laufenburg 6 Tonnen Salz auf die Kantonsstrasse und der Gemeindearbeiter streute mit Lumpen umwickelten Schuhen Sand und Kies am Chillerai. Für viele Kinder war die plötzliche Vereisung auch ein freudiges Spiel-Ereignis. Auf den weiten Feldern kam es zu zauberhaften Lichtreflexen. Ein hartes Los traf das Wild. Vom Altenberg her rutschten an den sehr steilen Waldhängen der Buchhalde eine ganze Reihe Rehe in das Tal hinunter, verletzten sich zum Teil schwer und musste abgeschossen werden. Im Stall von Treier Willi wurde eine Art «Not-Lazarett» eingerichtet. Wetterextreme gab es immer wieder. Der Eis-Februar 1956 führte bei unter 30 Grad C zu zugefrorenen Flüssen und Seen. Der Januar 2021 zeigte zu Beginn extremen Schneefall, den grössten seit 15 Jahren, und dann eine ungewöhnliche Kälte sowie kurz danach mit Südwestwind und Föhn eine rasche Schneeschmelze. In der letzten Januarwoche wiederholte sich das Drama, in den Alpen wurde die Lawinengefahr auf die Stufe 5 erhöht. Mehrere Warmfronten sorgten aber rasch wieder für Tauwetter.