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Über 1100 Wildschweine werden im Aargau jährlich erlegt. Die Zahl schwankt, lag auch schon bei 2000. Den Landwirten machen die Schwarzkittel am meisten Sorgen. Sie vermehren sich stark und sind in grösseren Gruppen (Rudel) über weite Strecken unterwegs. Die Spuren sind unübersehbar, oft dringen sie in Äcker und Gärten ein. Die Jagd erfüllt eine wichtige Regulierungsaufgabe. Im Aargau ist sie in Revieren an Pächterinnen und Pächter delegiert. Jagd ist ein teures Hobby und vor allem auch zeitaufwendig. Seit Jahren bin ich Jurawanderer, aber nur ganz selten sehe ich in der freien Wildbahn ein Wildschwein. Immerhin hat sich bei mir das eindrückliche Gruppenbild eingeprägt: In hohem Tempo direkt unter einer Felswand zog eine Rotte durch das Unterholz. Die Bache, das Muttertier, führte den Nachwuchs mit zwölf Jungen an. Der unglaublich schnellen Kolonne folgte in gebührendem Abstand der wuchtige Keiler mit hoch aufragendem Rüssel. Die Kundgebung war offensichtlich, wer da, wenn auch Schlusslicht, Kontrolle und Befehle durchgibt. Solche Begegnungen sind selten. Die Tiere sind oft nachts unterwegs und wissen, wo im unwegsamen Gelände die besten Aufenthaltsorte sind. Sicher ist, dass sich das Verbreitungsgebiet in ganz Mitteleuropa stetig ausweitet. Ein Fachexperte hält fest: «Mit der Reproduktionsrate von bis zu 300 % (Gämsen 25 %, Rehe 50 %) besitzt das Wildschwein das höchste Fortpflanzungspotential aller weltweit vorkommenden Huftiere». Eine der jagdlichen Vorgaben im Aargau lautet auf koordinierte, revierübergreifende Ansitz-, Pirsch- und Bewegungsjagd. Sie soll mit jagdfreien Ruhephasen abwechseln. Weiter wird bei landwirtschaftlichen Kulturen mit frischer Aussaat und reifen Kulturen die Pirsch- und koordinierte Ansitzjagd im Feld betrieben. Das Wildschwein kommt im Aargau vor allen nördlich der Autobahn A 1 vor. Es findet da einen ganzjährig gut gedeckten Tisch. Die Schäden belaufen sich jährlich auf rund 500 000 Franken. Ein umfassender kantonaler Massnahmenplan ist seit längerer Zeit in Kraft. Die Jagdgesellschaften und die kantonale Jagdaufsicht investieren viel Zeit in Kurse und Weiterbildung. Erfreulich ist die Aussage verschiedener aktiver Jägerinnen und Jägern, dass das Jagdinteresse unverändert gross und der Nachwuchs gesichert ist. Es stehen auch gute Jagdschiessanlagen zur Verfügung, z.B. in Suhr, im Muotathal und auch im Kanton Zürich. Hier scheut man keinen Aufwand die Altlasten der Schiessanlage in Embrach, welche seit 1956 in Betrieb ist, im Sinne der Biodiversität umfassend zu sanieren. Derzeit konzentriert sich eine breite Jagd- und Wild-Diskussion unablässig auf den Wolf. Im Aargau gab es bisher vier Wolfsmeldungen und ein Tier muss sich 2021 in Richtung Appenzellerland davongemacht haben. «Wolf bleibt also hier ein Randproblem», wie sich ein Jäger ausdrückt. Gross ist der Aufwand und die anspruchsvolle Jagd in Bezug auf das In-Schachhalten des Wildschweinbestandes. Die Landschafts- und Gebiets-Kenntnisse sind grundlegend wichtig. Dazu gehört die starke regionale und lokale Verwurzelung von Jagdaufsehern und Jägerschaft.