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In der Abschluss-These einer europäischen Zukunftskonferenz steht der Satz: «Ein Stern ist uns geliehen». In einem Kinderlied wird gesungen «Am Himmel stoht es Sternli znacht im grosse Sternemeer». Ob aus Stroh, aus Goldpapier oder in handwerklicher Fertigung, der «Stern von Bethlehem» darf über keiner Krippe fehlen. Ein heller Stern soll die Geburt Jesu Christi verkündet haben. In der Bibel wird festgehalten, dass die so genannten «Weisen aus dem Morgenland» auf der Suche nach dem neugeborenen König der Juden dem Stern folgten, bis er vor der dem Ort stillstand, wo das Kind war. Der Stern in allen nur denkbaren Darstellungen dominiert die Advents- und Weihnachtszeit bis hin zum Wegweiser zur ärmlichen Krippe. Ob mit hohem intellektuellem Anspruch in einem Konferenz-Dossier oder im schlichten Kinderlied oder in den Bibeltexten, es kommt gleichermassen zum Ausdruck, dass wir im gewaltigen und unermesslichen Universum einen Platz haben, aber er ist winzig und nur geliehen. Da mag die Eroberung des Weltalls allerhand Triumphe feiern, kürzlich sogar mit den ersten – dank prall gefüllten Geldbeuteln – Erkundungsflügen älterer Herren für die «etwas andere umfassende Sicht auf unsern Planeten». Die Entwicklungsschritte oder -sprünge sind gewaltig und selbst wer der Raumfahrt kaum direkten Nutzen abgewinnen kann, muss mindestens anerkennen, dass daraus im Guten wie im Schlechten Entwicklungen möglich wurden, die tief in unsern Alltag hineingreifen. Denken wir nun an die unzähligen Melde-Satelliten, die uns auf dem ganzen Erdenrund in Bruchteilen von Sekunden Nachrichten übermitteln können. Aber wir bleiben verletzlich. Im Moment wird das wieder täglich vorgeführt mit Panzerdivisionen an der Schnittstelle zu Westeuropa vor der Ukraine oder mit dem Schwindel erregenden weltweiten Aufrüstungswahn. Der «Stern» Erde ist uns nur geliehen, «Nachmieter» müssen da auch noch leben, ja ein Leben in Fülle anbegehren können. Der grosse Schweizer Schriftsteller Meinrad Inglin ist vor 50 Jahren in Schwyz gestorben. Im «Schweizerspiegel» hat er der Spanischen Grippe als «unheimliche Schwester des Krieges» eindrucksvolle Seiten gewidmet. 1918 und 1919 starben nach historischen Quellen allein in der Schweiz 24447 Menschen. Sein schriftlicher Nachlass lehrt uns, dass die Schweiz auch heute keinesfalls gefeit ist gegen Spaltungen und Zerfall und dass eine Seuche weltweite Bedrohung und Vernichtung bedeuten kann. Der bewohnbare Siedlungsstern ist uns «nur» geliehen! Umso mehr sind wir gefordert ihn mit grösster Umsicht und in Solidarität und Verantwortung zu bewahren.