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Die Pfarrei Wölflinswil-Oberhof feierte dieser Tage das 200-jährige Bestehen der St. Mauritiuskirche. Sie wurde 1821 in einer Rekordbauzeit von einem Jahr von Baumeister Fidel Obrist aus Gansingen erstellt. Er war damals eine Art «Generalunternehmer» und zu seinem Werk gehören auch die Kirchen von Unterendingen und Malters LU. In Wölflinswil beschäftigte er für die damals kurze Bauzeit 35 Mann. Das Chorherrenstift in Rheinfelden, welches vor allem für den Chorbau zuständig war, sprach bei der Aufrichte vom August 1821 einen Saum Wein zu und das Mittagessen. Ein Saum war damals beachtliche 150 Liter, wie noch 1838 für das schweizerische Mess-System festgelegt wurde. Der Rheinfelder Stiftsabt feierte den ersten Gottesdienst in der neuen Kirche am 14. November 1821 und wünschte in der Predigt, dass «dieses Denkmal und Gebetshaus einer friedlichen Gesinnung diene». Über die Vorgängerkirche ist wenig bekannt, aber sicher ist, dass der Turm bedeutend älter ist. Eine dendrochronologische Bestimmung der Bauhölzer im Turm hat ergeben, dass diese im Herbst/Winter 1427/28 eingesetzt wurden. Sie stammten aus dem einheimischen Wald und wurden noch im Saft, also im Rohzustand verwendet. Der Turm ist in der Aussenansicht direkt und eng mit dem Gesamtbauwerk verbunden. Umstritten war, ob der Turm wie in Frick, Herznach und Wittnau nicht mit dem direkten Hauptzugang hätte verwirklicht werden sollen. Auch die Turmhöhe war mehrmals ein Thema, auch noch bei der grossen Restaurierung von 1972. Mehrheitlich setzte sich aber immer die Meinung durch, dass es nicht mehr Höhe brauche, liege doch das Bauwerk kompakt auf dem erhöhten Gesteinssporn, dem «Stöckli», direkt über dem Dorf. Immer wieder wurde das grösste Bauwerk von Fidel Obrist, die Kirche Malters LU, zum Vergleich herangezogen. Aber dieses Hauptwerk von Obrist stellt viele andere Kirchen-Bauten stark in den Schatten. Der Kirchturm ragt in Malters mit einer nadelscharfen Turmspitze himmelwärts und misst eine Höhe von 97,56 Meter! Es soll der höchste katholische Kirchturm der Schweiz sein. Die Baufreude in Malters zeigt sich auch daran, dass man noch einen zweiten Turm wollte, wie die Hofkirche in Luzern, und sich bei der Einweihung von 1835 nicht mit 1200 Sitzplätzen begnügte, sondern 1800 gefordert hatte, was von der Luzerner Regierung aber nicht bewilligt wurde. Im Zuge der Renovation von 1977 wurde die Platzzahl in Malters für rund 900 Besucher festgelegt.