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Unbemerkt und schwer auffindbar ruht ein besonderer Zeuge der Urzeit seit Jahrtausenden am Steilhang im Tälchen von Wittnau Richtung Bächlimatthof, nahe an der Banngrenze von Wölflinswil. Er wurde vor einigen Jahren von einer Basler-Geologengruppe in diesem Waldgebiet zusammen mit dem Gemeindeförster entdeckt. «Das isch en wunderbare Kährli», tönte es da von Prof. Bitterli von der Uni Basel im breiten Basler Dialekt. Kurz danach wurde dieser «Wanderstein» mit einer kleinen Erkennungstafel gekennzeichnet. In der Riss-Eiszeit soll nun nach Meinung der Geologen dieser «Findling» vom Rohnetal her buchstäblich auf dem Gletscherrücken bis hierher transportiert worden sein. Wer heute die fast kärglichen Überreste des Rohnegletschers auf der Furkapasshöhe besichtigt, kann es kaum fassen. Aber man bedenke die Zeitdauer! Es folgte auf die erwähnte größte Eiszeit vor rund 200 000 Jahren, Riss genannt, welche den Gletschervorschub bis in die Nordwestschweiz ermöglichte, die letzte und kürzere Würm-Kaltzeit. Zwischen Riss und Würm gab es eine Warmzeit bis zu einem Durchschnitts-Temperaturwert von 17 Grad. Heute spricht man von der Neo-Warmzeit. Der tonnenschwere Gneiss-Brocken enthält Biotit oder Dunkelglimmer. Biotit entsteht, so die Fachleute, wenn es sich aus einer aufsteigenden Gesteinsschmelze kristallisiert. Dies war der Fall, wenn sich das Magma auf etwa 800 bis 700 Grad Celsius abkühlte (Hauptkristallisation). Wird Biotit als feine Plättchen im Wasser auf Sand abgelagert, so macht er auch dort Veränderungen durch, eine Oxidation. Die Farbe nimmt einen goldbraunen Ton an und wurde daher schon als «Katzengold» bezeichnet. Wirtschaftlich genutzt wird Biotit nur als Zusatzstoff in der Kosmetik und als Füllstoff. Weltweit konnte Biotit an rund 4600 Fundorten nachgewiesen werden. Mineralien sind ein unerschöpflicher Reichtum. Der verlagerte Stein hält sich da von allen Unruhen und Veränderungen auf unserer Erde fern. Der Jurawanderer wird nachdenklich und staunt über seinen Jahrtausende alten Rastplatz mit Efeu- und Moos-Garnitur.