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1939 fand in Zürich eine Landesausstellung statt. Sie wurde schweizweit und im Ausland viel beachtet, gut besucht und gilt als Meilenstein für eine landesweite, breit abgestützte Veranstaltung, die auch generationenverbindend wirkte. Sie wird noch heute als «Musteranlass» gehandelt, gerade auch in der Stadt Zürich, wo aber derzeit wenig Begeisterung aufkommt für die geplante «Phänomena», welche 2023 in Dietikon und nicht in Zürich stattfinden wird. Über Sinn und Aufgaben von Staat und Gesellschaft gab es bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wenig Divergenzen. Zudem: 1939 stand die Schweiz unter dem Eindruck der aggressiven Eroberungspolitik Nazideutschlands. Heute wird eine umfassende nationale Präsentation vermehrt in Frage gestellt. Die Pluralisierung hat einige Wertvorstellungen verdrängt oder geändert. So war zwar die Landesausstellung in Lausanne 1964 noch ordentlich aus «einem Guss», folgte mindestens einem klaren Konzept, während 2002 große Auseinandersetzungen stattfanden über das Was, Wie und sogar Wo. So waren Biel, Neuenburg, Yverdon und Murten die Begegnungsorte und die «Kosten liefen davon». – Ein kleines und vielbeachtetes Werk ist uns bis heute erhalten geblieben: der Landi-Stuhl von 1939. Der Entwurf von Hans Coray fand breite Zustimmung und er wurde durch die Firma Blattmann in Wädenswil hergestellt. 1500 Exemplare wurden auf dem Ausstellungsgelände verteilt und konnten nach dem Anlass für 15 Franken das Stück gekauft werden. Er wird bis heute produziert – kostet aber schon etwas mehr! – und der Stuhl hat einige Attribute: gute Eignung für Massenproduktion, robust und wetterfest. Zudem einfacher Gebrauch, besteht er doch aus einer Aluminium-Legierung, wiegt bloß drei Kilogramm und lässt sich stapeln. Form und Funktionalität haben schon bei der Einführung begeistert und er galt als Vorreiter moderner Aluminiumstühle, als typisches Industriedesign. Er wurde 1949 mit der Auszeichnung «Die gute Form» geehrt und die Post nahm den Landi-Stuhl 2004 als Motiv der 1-Franken-Briefmarke in die Serie «Schweizer Design» auf. – In der Nordwestschweiz haben sich bisher die fünf Kantone Aargau, beide Basel, Solothurn und der Jura für den Weg zu einer neuen Landesausstellung «Svizra27» entschieden. In einem mehrstufigen Wettbewerbsverfahren soll im Sommer 2021 das Siegerprojekt vorliegen und der Trägerverein wird Ende Jahr die Eingabe an den Bund lancieren. Warten wir ab, was da an Ideen hervorsprudelt. Der Landi-Stuhl könnte als gelungenes Werkstück mit der Verbindung von Idee, Kreativität und Facharbeit ein kleiner zündender Funke für ein neues Vorhaben sein. Wir könnten zwar nicht am Zürichsee, aber an den alles verbindenden Flüssen unsern Lebens- und Erholungsraum in Ruhe genießen und auf das Lebenselixier Nr. 1, das Wasser, anstoßen.