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Am 15. Mai 1821, vor 200 Jahren, starb Napoleon Bonaparte, französischer General, Erster Konsul Frankreichs, revolutionärer Diktator und Kaiser der Franzosen. Er war lange Zeit erfolgreich, aber umstritten, radikal bis brutal und setzte sich selber die Krone auf. Der Machtmensch fand immer wieder höchste Anerkennung. So wurde behauptet, die Schweiz sei dank ihm reich geworden. Mit der Konventionalsperre gegen die verhassten Engländer verschaffte er tatsächlich der industriellen Gründungswelle Schub, vorab für die Baumwollspinnereien. «Aber die Sperre allein hätte das nur kurzfristig bewirkt, entscheidend waren die verfügbaren guten Arbeitskräfte, Fähigkeiten und Fertigkeiten, Markterfahrung und Kundenkontakte», schreibt der Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann. Die Friedensverträge, welche Napoleon mitprägte, von Campo Formio (1797) und Lunéville (1801) sahen ein eigenständiges Fricktal vor. 1801 wurde im Pfarrhaus Eiken eine neue Verfassung geschrieben und am 20. Februar 1802 der neue Kanton ausgerufen. Maßgebende Kraft dazu war Statthalter Sebastian Fahrländer, der jedoch wegen des ungestümen Vorgehens in Kritik geriet. Sein Gegner Johann Baptist Jehle rief im Gasthof Adler in Frick die Gemeindevertreter zusammen und erklärte den Statthalter als abgesetzt. Trotz intensiver Diplomatie hörte der Kanton Fricktal am 19. Februar 1803 auf zu existieren. Am 19. März verfügte Napoleon Bonaparte in der Mediationsakte die Verschmelzung mit den Kantonen Aargau und Baden. Neben dem Aargau wurden St. Gallen, Waadt, Thurgau und Tessin neu gegliedert, aber dennoch kam es zum «Stecklikrieg» einem weiteren langen Ringen zwischen Unitariern (viel Macht dem Zentralstaat) und den Föderalisten (Kompetenzbereich der Kantone und Gemeinden). Erst die Bundesverfassung von 1848 brachte die entscheidende Grundlage für die Ausgestaltung der heutigen Schweiz. Das Fricktal war lange für Napoleon ein Tauschobjekt. Er konnte so massiv in die Staatsentwicklung der Schweiz eingreifen, weil die alte Ordnung zertrümmert war und sich die Helvetische Republik als praktisch unregierbar erwies. Napoleon, der nach dem siegreichen Italien-Feldzug in einer Art Triumphzug über Solothurn und Liestal am 4. November 1797 in Basel einzog, verlor später nach der Niederlage im Russlandfeldzug (1812) rasch den Rückhalt. Dennoch, was er bewirkt hat, ist und bleibt ein bestimmender Teil der Fricktaler und Schweizer Geschichte. Das Buch «Der Kanton Fricktal – Bauern, Bürger und Revolutionäre an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert» von Patrick Bircher (ISNB 3-9522417-0-9, erschienen 2002) bringt alle Verästelungen dieser dramatischen Epoche ans Tageslicht.