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In der Ortschronik von Münchwilen von 2006 findet man interessante Ausführungen über den ersten Bahnbau im Fricktal und was alles damit in Zusammenhang stand. Schon mit dem Bau der Bözbergbahn warb das Förderkomitee 1869 unter dem Motto «Durch Eintracht stark!». Mit den Gotthardplänen erhielt der Bahnbau schweizweit großen Auftrieb. Das war faktisch «am Vorabend für eine größere Industrialisierung» des Landes. 31 aargauische und 3 basellandschaftliche Gemeinden sicherten mit ihren Aktienkäufen von 2,2 Mio. Franken die Erstfinanzierung. Die Euphorie im Fricktal war groß. Frick sprach 150‘000 Franken zu und dort läuteten am 2.3.1870 die Kirchenglocken nachdem die Gemeindeversammlung zugestimmt hatte. Am 31.7.1875 wurde die 40 Kilometer lange Strecken zwischen Brugg und Pratteln eingeweiht. Der Bau der Rheintalbahn hatte anfänglich mehr Mühe, kostete damals stattliche 4,5 Mio. Franken und wurde am 1.8.1892 eröffnet. Der Bau der beiden Bahnstrecken erforderte fremde Bauarbeiter. Ein hoher Anteil von ausländischen Beschäftigten war damals wie heute für große Bauwerke eine Notwendigkeit. Der Großteil der Beschäftigten für den Bahnbau stammte aus Italien. In der Ortsgeschichte von Münchwilen wird vermerkt: «Was den Bewohnern unseres Tales zumeist auffällt ist, dass diese Arbeiter den schönen und reichen Boden des italienischen Vaterlandes verlassen, um sich in der Ferne kümmerlich durchzubringen». Lohn, Unterkunft und Verpflegung waren offensichtlich bescheiden. Der Bahnbau war damals eine Pionierleistung und war stark durch eine Volksbewegung von unten, von den Gemeinden und Regionen geprägt. Es fungierten privatrechtliche Gesellschaften. Erst 1902 wurden die SBB gegründet! Bahnfahren war in den Anfängen noch eine gemütliche Angelegenheit. So steht im Fahrplan der Bözbergbahn von 1875: Abfahrt Schnellzug in Basel 07.35 h, Ankunft in Zürich 09.55 h, also in 2 Std. 20 Min. Der TGV verlässt heute Basel z.B. 15.33 h und ist 16.26 h nach 53 Minuten in Zürich. Die Bahn erlebte durch die Pandemie einen empfindlichen Einbruch im Personenverkehr, ist aber wieder auf Erholungskurs. Die Güterbahn, die immer wieder halbwegs totgesagt wurde, steht im Moment gestärkt da. Als aktuelles Beispiel sei erwähnt, dass für «Stahl Gerlafingen» dank einem Transportdeal 100‘000 Tonnen Stahlschrott neu auf Schienen rollen und 4‘000 Lastwagen auf der A1 bzw. A2 ersetzen können. Bild: Bözbergbahn zwischen Frick und Hornussen.