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Ein Lebenswerk hat Hans Frei besonders begleitet. Von 1919 bis zu seinem Tod 1932 war er Präsident der Wohnsiedlung Freidorf in Muttenz. Er ist in Wölflinswil aufgewachsen. Sein Vater war hier Gemeindeammann, Förster und Grossrat. Hans machte eine Setzerlehre als Typograf und Basel wurde seine neue Heimat. Er wurde Zeitungsredaktor und war mit grossem politischen Feuer am Werk, war er doch ab 1888 als Grütlianer in einem vaterländisch orientierten Arbeiterverein tätig. Er wechselte später zur SP, wurde Grossrat und war von 1902 bis 1919 Nationalrat. Er hat unermüdlich ein Werk mitbegründet, das bis heute Achtung verdient und in städtischen Agglomerationen wieder hochaktuell ist: Der genossenschaftliche Wohnungsbau. Von 1919 bis 1921 wurde nach Plänen von Hannes Meyer eine Siedlung, halb Juradorf, halb Gartenstadt, errichtetet. Es entstanden 150 Häuser mit Vor- und Pflanzgärten und mit einem zentralen Genossenschaftshaus für Laden, Schule (in den Anfangsjahren) Verwaltung und Begegnungsräumen. Es war eine konkrete und mutige Antwort auf die grassierende Wohnungsnot nach dem 1. Weltkrieg. 2019 wurde das 100-Jahr-Jubiläum gefeiert und im Nahbereich wurde 2006 die Siedlung mit Coop-Laden, Restaurant und einem Mietwohnungsangebot von 50 Wohnungen erweitert. Aber das Pionierprojekt mit einfacher und konsequenter Architektur ist als Freidorf bis heute intakt geblieben. Eine typische Wohnzeile (Bild) hält das fest. Es war ein Baumodell auf «der grünen Wiese», 2 km vom Dorfkern Muttenz und 3 km von Basel entfernt. Massgebend hat die Coop-Genossenschaft (früher Konsumverein) das ursprüngliche Projekt finanziert und bis heute mitgetragen. Es gilt bis heute die Kostenmiete und das genossenschaftliche Verhalten in einer grossen Wohngemeinschaft als tragender Leitgedanke. Nach über 100 Jahren steht dieses Werk im Kontrast zu den Schlagzeilen, die gerade jetzt wieder in Basel und in anderen Grossstädten dominieren: Knapper Wohnraum, immer wieder Kündigung grosser Wohnzeilen für Totalsanierung oder Abbruch und Neubau. Bis zum unteren Mittelstand haben viele Mühe, die 50 und mehr Jahre in einem Quartier gewohnt haben, wieder eine zahlbare Wohnung zu finden. Die Stadt Basel hat das Problem erkannt. Es werden wieder weit mehr als früher genossenschaftliche Wohnbauprojekte gefördert. Trotz dem beachtlichen Bauboom in der Agglomeration, vorab auch im Fricktal, ist in der Stadt der Wohnraum knapp. Das Freidorf hat also auch im 2. Jahrhundert seines Bestehens eine grosse Bedeutung.