Die Kirche zwischen Küttigen und Biberstein steht von weither sichtbar hoch über der Aare auf dem Ausläufer eines Juragrates. Hier auf dem Kirchberg war auch der Wirkungsort eines berühmten Schweizer Schriftstellers: Paul Haller (1882-1920). Er amtete von 1906-1910 an diesem Ort als Pfarrer. Von ihm sind dreizehn Gedichte in den Brugger Neujahrsblättern erschienen, in denen er 1916 auch die Erzählung «De Nussbaum a dr Schällebrugg» veröffentlichte. Wohl am bekanntesten ist sein Epos «S`Juramareili» welches 1912 bei Sauerländer Aarau verlegt worden ist. «Dieser Autor ist ein Grosser in der Schweizer Literatur», schrieb Hansjörg Schneider. Das «Juramareili» sei ein Epos der Entsagung. Mareili, dessen Vater an Trunksucht leidet und in Lenzburg im Gefängnis sitzt, pflegt seine schwindsüchtige Mutter bis sie stirbt. Im Welschland, wo es ein neues Leben beginnen will, wird ihm die Stelle gekündigt weil es im Verdacht steht krank zu sein. Es kehrt ins Heimatdorf zurück und arbeitet in einer Fabrik, bis es an Schwindsucht stirbt. «Der Tod ist omnipräsent in diesem Werk. Trotzdem ist es keine rührselige Schnulze, es ist ein harter sozialkritischer Text», betont Schneider. Hier die letzten Zeilen der Mareili-Erzählung:
«Vier Bueben us der glychen Underwysig
Händ gsäit, sie wele s träge. Sini Gspane
Händ gsunge vorem Hus, wo s glütet het
Und wo si s dussen abgstellt händ im Sarg.
Wie graui Umhäng sind die schwere Wulke
De Bärge noh und i de Bäume ghanget,
Wi säbmol, wo si d Mueter furtträit händ.
Bim letschte Värs het d`Sunne s Gwülch verrisse
Und het en Augeblick mit wyssem Liecht
Uf d Maitli abegluegt, wo gesunge händ.
Den sind sie mitem gäg dr Chilen use.»
Dieses Jahr finden zum 100. Todestag von Paul Haller verschiedene Anlässe statt. Am 10. März liest um 20.00 Uhr in der Kirche Kirchberg Thomas Hostettler aus dem «Juramareili» ( <www.ref-kirchberg.ch> www.ref-kirchberg.ch).
Haller hat drei starke Akzente gesetzt: Mit der Aargauer Mundart. Durch die Verbindung des Geschehens mit dieser Landschaft von Dorf, Jura und Aare und eindrücklich ist der Glanz seiner poetischen Kraft.