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Der Band X über die Kunst- und Kulturdenkmäler des Kantons Aargau ist dem Bezirk Laufenburg gewidmet. Kürzlich erfolgte die Publikation. Es ist ein verdienstvolles Werk, das mit grosser Umsicht verbunden mit unzähligen Recherchen von Edith Hunziker und Susanne Ritter-Lutz von der Kantonalen Denkmalpflege Aargau zusammengetragen wurde. Das Vorwort schrieb der Historiker Linus Hüsser, Ueken. Nun, warum soll in diesem Werk der 1888 errichtete Kleinbau (Bild), als Nebengebäude zur Liegenschaft an der Hauptstrasse 60 in Wittnau, einen Platz erhalten? Es ist einfach ein schlichter aber starker Zeitzeuge für das ehemalige Posamenterdorf. Die im 19. Jahrhundert weit verbreitete Heimweberei hat den ländlichen Alltag in den Juratälern nachhaltig geprägt. Eine Baslerin, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts die Region aufsuchte, hielt in ihren Aufzeichnungen fest: «In aller Herrgottsfrühe hat das Klappern, Klicken und Tackeln in diesen Dörfern, das aus den weit geöffneten Fenstern der Stuben drang, die Ruhe dieser Landschaft auf eigenartige Weise durchdrungen». Oft standen die Webstühle auf engstem Raum in den Wohnstuben und Kammern. Wenn der Platz für die Kinderbetten nicht ausreichte, wurde da und dort der Nachwuchs für die Nachtruhe unter einem Webstuhl eingebettet. Bei unserem Zeitzeugen mit dem massiv gemauerten Sockelgeschoss, stand über dem Gewölbekeller der Posamenter-Webstuhl. Der in Fachwerk errichtete Kniestock diente als Speicher. 105 Webstühle waren in Wittnau 1908 in Betrieb und 1920 sogar deren 150. Einige Jahre wurde in Wittnau eine kleine Fachschule angeboten. Die Weberei war, wenn auch bei bescheidenem Lohn, neben der Landwirtschaft ein geschätzter Nebenerwerb und die Basler «Bändeli-Herren» konnten auf exakte, pflichtbewusste und omnipräsente Arbeitskräfte zählen. Sie gaben die Aufträge, holten die Arbeiten in den Dorfdepots ab, stellten die Webstühle zur Verfügung und hatten wohl einen weitverzweigten «Produktionspark in der Nordwestschweiz», aber Arbeitsstätten, die sich einfach so ergaben ohne grosse Investitionen in Fabrikationsgebäude.