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Starker Tabak. Da streckt ein König Richtung Mittlere Rheinbrücke und Kleinbasel frech die Zunge heraus. Er ist in vornehmster Umgebung platziert, wo Eisengasse und Schifflände einmünden und gegenüber gleich das Grand Hotel Les Trois Rois am Rhein seinen Standort hat. Am alten Rheintor hatte der auf Baseldeutsch benannte «Lälli» seinen Platz von 1642 bis 1839 im obersten Turmgeschoss. Sogar ein reisender Prinz aus Braunschweig soll in seinem Tagebuch vermerkt haben: «…fuhren über die Rheinbrücke, wo am Haus ein Kopf ist. Durch ein Uhrwerk getrieben, streckt er alle Moment seine Zunge aus dem Halse…». Nun der «Lälli» soll um 1641 herum durch einen Daniel Neuberger entstanden sein und er soll nicht nur fleissig viermal pro Minute die Zunge heraus gesteckt sondern auch bedrohlich die Augen hin und her gerollt haben. Er wurde schon früh zum Politikum. Die Ideale der französischen Revolution von 1798 hatten zum Ziel, das überkommene feudale Herrschaftssystem zu stürzen. So soll der helvetische Innenminister Rengger die Entfernung der Herrschaftszeichen angeordnet haben und mit dem Baselstab sei damals auch der «Lällekönig» verschwunden. Bekannt ist aber auch, dass im kleinen Städtchen Kientzheim, 10 km von Colmar entfernt, ein «Lällekönig» die Zunge der benachbarten Gemeinde Sigolsheim zeigt. Nun, die noch immer spürbare Überheblichkeit Grossbasels gegenüber der «minderen Stadt» hat den Kleinbaslern ein starkes Bewusstsein für ihre Eigenständigkeit gegeben. Sie finden auch die richtige Antwort auf des Königs Zunge, wie ich einer Basler Chronik entnehmen kann. An ihrem «Nationalfest», am «Vogel Gryff» im Januar, tanzen auf der Kleinbasler Seite der Brücke die Symbolfiguren der Ehrengesellschaft: der Wilde Mann, der Leu und der Vogel Gryff. Und bei diesem Tanz drehen die drei unentwegt dem «Lällekönig» und Gross-Basel ihre Hinterteile zu. Etwas gemildert hat sich die Sache. Hier, an der Hausfront ist eine Kopie platziert. Das Original befindet sich im Historischen Museum am Barfüsserplatz.