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Heute ein Ort zum Spazieren und Verweilen. Ein Park direkt hinter dem Landesmuseum beim Bahnhof Zürich, der Platzspitz. Am Parkrand steht ein dominantes Denkmal zu Ehren von Wilhelm Baumgartner (1820-1867) Chordirigent und Komponist. Er vertonte Gedichte von Gottfried Keller, mit welchem er befreundet war. Das populäre Lied «Mein Heimatland» war von Baumgartner komponiert. Der Platzspitz war früher Viehweide, bot Platz für eine Schiessanlage, war Spazierpark mit mächtigem Baumbestand und wurde zum zentralen Ort der Drogenszene. Von 1986 bis 1992 waren hier täglich bis 3.000 Fixer. Der Musikpavillon in der Baumgruppe (Bild) wurde Mittelpunkt einer Szene, die man so in der Schweiz nicht für möglich gehalten hätte. Schon 1970 kam es zu einer ersten offenen Drogenszene am Limmatufer in Zürich und ein erster Fixerraum war von 1980 bis 1982 im autonomen Jugendzentrum. Der Platzspitz bewegte weit über die Schweiz hinaus. Die Drogenpolitik wurde über Jahre zu einem Dauerbrenner. 1991 verfügte der Statthalter die Räumung des Platzspitz, was schliesslich am 6. Februar 1992 geschah. Die Szene verlagerte sich aber auf das Lettenareal, einen stillgelegten ehemaligen Bahnhof, bis auch hier nach drei weiteren Jahren Drogenhölle die Schliessung 1995 erfolgen musste. – Was im nahen Zürich vorging hat damals auch den Aargau stark mitbetroffen. 1985 öffnete sich der Verein für Suchtprobleme (AVS), heute eine Stiftung, für den ganzen Suchtbereich. Ich war fast 20 Jahre Vereinspräsident und weiss um die jahrelangen Erfahrung der vielen kompetenten Fachleute und das Ringen für eine umfassende Strategie. Sukzessive wurden regionale Beratungsstellen eingerichtet und die Prävention stark gefördert. Es wurden vier Säulen für die Drogenpolitik festgelegt: Repression, Prävention, Therapie und Überlebenshilfe. Das wurde letztlich 2008 schweizweit gesetzlich verankert. Es gibt aktuell wieder eine politische Minderheit, welche einen radikalen Kurswechsel fordert für eine staatliche regulierte Freigabe sämtlicher Drogen. Erstaunlich, nach so viel Leid und menschlicher Entwürdigung ist es unbegreiflich, jetzt das erwähnte Vier-Säulen-