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In der Nordwestschweiz gab es zwischen 1770 und 1890 vier tragische Epochen, wo vorab aus wirtschaftlicher Not Landsleute ihr Glück in der Fremde versuchen mussten. Das waren unsere Wirtschaftsflüchtlinge. (1) Die Hungerkrise von 1770/71 war durch Missernten verursacht. Nach nassem und zu kaltem Wetter stiegen die Lebensmittelpreise massiv an. Innert zwei Jahren fuhren damals ab Basel mit einem Schiff 170 und zwei Mal 300 Personen nordwärts. (2) Zur Zeit der Helvetik 1798 bis 1803 war die politische Instabilität in der Schweiz sehr groß. Schon seit der Revolution 1798 waren viele Gemeinden in hohe Schulden geraten. «Es wurde nur darauf abgesehen die Abgaben von Bauern zu erheben. Schon lange hatte man eine Besserung versprochen. Jetzt lässt man die alten Abgaben noch neben den Neuen stehen», schrieb 1803 ein Landarbeiter. 1803 und 1806 ist eine auffallend große Zahl an Auswanderungswilligen weggezogen. (3) 1815 brach im April der erloschene Vulkan Tambora mit solcher Wucht aus, dass Feinpartikel, die er in die Stratosphäre schleuderte, eine globale Abkühlung um ein Grad verursachten. Der Sommer 1816 brachte der Schweiz statt Sonne nur Regen und Unwetter. Nahrungsmittelspekulation grassierte und Armenspeisung wurde eingerichtet. Man sprach in jener Zeit von 10.000 Amerika-Emigranten. Der Anteil aus der Nordwestschweiz war bedeutend. (4) Ab den 1850er-Jahren war der Niedergang der Heimposamenterei in vielen Regionen groß. Die Industriealisierung traf hier die Dörfer besonders stark. Dazu kamen schlechte Ernteerträge und obendrein noch die Kartoffelkrankheit. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderten schweizweit gegen 330.000 Menschen nach Amerika aus. Die mühsame Überfahrt ab Hamburg dauerte im Segelschiff (Bild) 33 Tage. – Im Dorfmuseum Oltingen BL ist über die Auswanderung eine fundierte Ausstellung zu sehen. Gleichzeitig kann das kulturhistorisch wertvolle Ensemble in der Kirche besichtigt werden mit dem eindrücklichen Wandbild über das Jüngste Gericht. Die Glocken werden hier noch von Hand geläutet. Das Museum und die Kirche sind jeweils am ersten Sonntag des Monats offen von 10.00 bis 12.00 Uhr und 14.00 bis 17.00 Uhr.