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Von Zeihen her geht es einige Kurven aufwärts zum Hochplateau. Vor mir lösen sich am Homberg die letzten Nebelfetzen auf. Gestern war Dauerregen, ab heute ist ein schöner Spätsommer angekündigt. Jetzt bin ich schon beim Militär-Areal, genutzt von den Truppen der Kaserne Brugg. Lichter Wald umgibt die Baracken. Zuerst denke ich mir einen Besuch des Kindergartens im dekorierten und improvisierten Raum in der Baracke aus. Nichts davon. Die Kinder sind draußen. «Sie sind immer da inmitten der Natur. Sie ist für die Kinder die denkbar beste Spielmotivation», sagen die beiden Kindergärtnerinnen. Julia Strunz ist seit fünf Jahre in Zeihen tätig und Kathy Gärtner, jetzt im zweiten Jahr hier für die Kinder engagiert. Der Eichwald ergab sich, weil der jetzige Kindergarten am gleichen Ort im Dorfkern ersetzt wird. 24 Kinder vom 4. bis zum 6. Altersjahr sind aus Zeihen hier platziert. Jetzt läuft da alles auf Hochtouren. Die Kinder rennen herum, teils sind sie laut, teils mit großem Eifer still beschäftigt. Eine Vierergruppe ist mit Schaufel und Kleinspaten am Ausheben von ideal aufgeweichter Erde, weil der Regen vom Vortag das Arbeitsgelände bereitgestellt hat. Während dem kurzen Gespräch mit den beiden Frauen melden sich gegen ein Dutzend Kinder mit kleinen und großen Anliegen. Das geht vom Öffnen der kleinen Baumsäge bis zur Instruktion über das Sackmesser. Die Werkzeugkiste ist die große Fundgrube für die Kleinen. Die Eltern begrüßen durchwegs den Waldkindergarten. Bei der Errichtung wurde kräftig mitgeholfen. Ein teures Bau-Provisorium konnte damit vermieden werden, obwohl Kosten für die Busfahrten entstehen. Zu Fuß wäre der Weg vom Dorf mindestens eine halbe Stunde. Von Montag bis Freitag startet der Bus um 08.00 h und um 11.30 h holt er die Kinder ab für den Mittagstisch. Einmal in der Woche wird an der großen Feuerstelle verpflegt. Beliebter Aufenthaltsort ist das große runde Waldsofa, welches ausreichend bei Regen mit einer Blache geschützt werden kann. «Die heilsame Wirkung der freien Natur zeigte sich bei einer kleinen Gruppe etwas lauter und wilder Buben. Sie haben sich nach kurzer Zeit hier bestens eingelebt». Pluspunkte gibt es von den Betreuerinnen auch für das Militär. Adi Gerwer vom Waffenplatz Brugg ist verantwortlich. Das Einvernehmen ist sehr gut, auch wenn zeitweilig – allerdings in guter Distanz – etwas viel geknallt wird.