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Erstaunlich, der sonst eher aufmüpfige Landrat des Kantons Basel-Landschaft hat Ende November ohne Diskussion und ohne Gegenstimme in seltener Einmütigkeit einen Kredit von 5,1 Millionen Fr. beschlossen für die umfassende Sanierung der Ruine Farnsburg. Im Herbst 2022 soll das beliebte Ausflugsziel wieder zugänglich sein. „Eine Rechnung nach Aufwand und Ertrag kann man bei dieser Sanierung nicht machen. Es gibt ein menschliches Grundbedürfnis nach Erinnerung. Die Erhaltung des heimatlichen Kulturerbes repräsentiert auch die Leistungsfähigkeit einer Gemeinschaft und ist damit identitätsstiftend“, schrieb die Regierung in der Botschaft. – Die Farnsburg ist die letzte Burggründung im Baselbiet. Das mächtige Grafengeschlecht der von Tierstein; Graf Sigmund I. und sein Sohn Otto I errichteten ab 1330 das imposante Bauwerk. Bereits um 1323 fielen zusätzliche Ländereien und Rechte an das ursprünglich aus dem Fricktal (Gipf-Oberfrick) stammende Grafenhaus. Die Burg war ein Mehrzweckbau: Wohnsitz einer adeligen Familie mit ihrem Dienstpersonal; Herrschaftsmittelpunkt mit allen Besitzungen und Rechten; Verwaltungszentrum sowie Wirtschafts- und Handwerksbetrieb. Nicht zuletzt ein Machtsymbol, das bei Angriff und Belagerung gut zu verteidigen sein musste. Burgenkenner Markus Schaub schreibt: „Auf einer Baustelle dieser Grösse – weitab von den nächsten Dörfern auf dem Farnsberg – mussten auch eine entsprechende Logistik und Infrastruktur bestehen, die den Bedarf an Mahlzeiten für die Arbeiter (Steinhauer, Maurer, Mörtelmischer, Zimmerleute, Schreiner, Handlanger etc.) decken konnten und in der Lage waren, alles benötigte Baumaterial zu besorgen und bereit zu stellen. Zu Beginn der Bauarbeiten musste das spätere Burggelände gerodet und anschliessend der Humus bis auf den Fels entfernt werden. Mit grossem Aufwand wurde dann der Fels aufgebrochen.“ Der gesamte Bauplatz war 120 m lang und rund 40 m breit. Offensichtlich wurde solide ans Werk gegangen. Beim starken Erdbeben von Basel und Umgebung 1356 erlitt die Farnsburg nur geringe Schäden. 1461 wurde die Burg von der Stadt Basel zusammen mit der Landgrafschaft Sisgau für 10.000 Gulden gekauft. Sie wurde zum Sitz des Obervogtes. Fast 470 Jahre lang war die Farnsburg bewohnt. Zwischen 15 und 25 Personen sollen jeweils auf der Burg gelebt haben. Im Laufe der Jahre wurde die Wohnqualität sukzessive, wenn auch oft sehr bescheiden, verbessert. So bezüglich Heizung, Wasserversorgung, sanitäre Anlagen und Beleuchtung. 1798 wurden unter dem Einfluss der französischen Revolution die Landvogteischlösser Waldenburg, Farnsburg und Homburg von der erzürnten Landbevölkerung angezündet. Die Ruine wurde von den Bauern der Umgebung als Steinbruch benutzt. 1930 erfolgte eine erste Ausgrabung und Restaurierung.