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„Der Bestand kann von 1000 Tieren innert einem Jahr auf 3000 ansteigen“, eine unglaublich hohe Zahl, wie ein Aargauer Jäger bestätigte. Es ist das die grösstmögliche Vermehrung aller weltweit vorkommenden Huftiere. Weil sie als Allesfresser von praktisch allen Nahrungsquellen profitieren, dringen sie sogar in die Städte vor. Berlin gilt als Hauptstadt der Schwarzkittel und trotz Fütterungsverbot tummeln sich tausende von Tieren in der Stadt und deren Umfeld. Sie sind so schlau, dass sie offenbar wahrnehmen, dass im städtischen Gebiet nicht geschossen werden kann, also keine oder nur sehr begrenzte Jagd möglich ist. In Frankreich sollen heute mehr Jäger tätig sein als Landwirte. Die Abschusszahlen steigen konstant, wie auch in Deutschland und dennoch machen die Wildschweine der Landwirtschaft grosse Probleme. Die Jäger sind nicht zu beneiden. Wildschweine können bis zu 50 km/h schnell sein und Geräusche bis auf 2 km Distanz wahrnehmen. Der Aargau ist schweizweit einer der „Spitzenkantone“. Neben dem Nahrungsreichtum in den Wäldern spielen die Maiskulturen eine grosse Rolle. Allein in den ersten vier Monaten 2018 wurden Schäden in der Aargauer-Landwirtschaft von einer halben Million Fr. registriert, ein Rekordwert. – Die ältesten bekannten Fossilfunde, die eindeutig dem Wildschwein zugeordnet werden können, stammen in Europa aus dem späten Miozän; vor etwa 6 Millionen Jahren. Bis zum 18. Jahrhundert wich das Leben der Haus- nicht grundlegend von dem der Wildschweine ab. Auch Hausschweine mussten ihr Futter vorwiegend in den Wäldern suchen und bekamen nur Abfälle zugefüttert. Die Domestizierung des Wildschweines (Züchtung, Anpassung) war ein langer Weg. Schon Brehms Tierleben betont das schüchterne, wenig anhängliche Temperament des Schweines. „Vorsichtig und scheu fliehen sie vor jeder Gefahr, stellen sich aber, sobald sie bedrängt werden, tapfer zur Wehr. Sie greifen auch ihre Gegner an, versuchen diese umzurennen und mit ihren scharfen Hauern zu verletzten. Alle Keiler verteidigen ihre Bachen und diese ihre Frischlinge. Sie gelten als ungelehrig, störrisch und waren damit nicht leicht zu besonderer Zähmung geeignet“. Bis acht Jahrtausende zurück geht der lange Weg vom Wild- zum Hausschwein. – In unsern Wäldern habe ich immer wieder Wildschweine beobachten können, kürzlich eine Rotte mit dem Muttertier an der Spitze, zwölf Frischlingen bzw. Jungtieren hinterher und in einigem Abstand der massige Keiler. Ihr Fluchttempo war beeindruckend. Als Fotograph war ich chancenlos. Das Bild der Wildschwein-Bache stammt aus dem Museum Basellandschaft in Liestal, wo derzeit eine interessante Sonder-Ausstellung bis 11. August 2019 mit dem Thema „Das Schwein, sympathisch, schlau und lecker“ zu sehen ist. <www.museum.bl.ch> www.museum.bl.ch.