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Der Kampf um den Bahnanschluss muss im 19. Jahrhundert ungemein stark gewesen sein. Ganz besonders auch in der Nordwestschweiz. 1858 wurde die Hauensteinstrecke ab Sissach eröffnet. Aber sie führte, oh Schreck, nicht über Gelterkinden. Der Tunnelbau durch den Jura war damals eine grosse Herausforderung. Man baute einen möglichst kurzen Tunnel von 2495 m Länge. Die kurvenreiche Bergstrecke (Basel 277 m.ü.M. – Läufelfingen 559 m.ü.M.) musste beachtliche Steigungen überwinden und bei Güterzügen waren oft Vorspann- und Schiebelokomotiven notwendig. Erst 1916 konnte man dank einem neuen 8 km langen Tunnel die zweite Hauensteinbahn eröffnen, welche bei Tecknau in den Berg gleitet und mit einem dominanten Viadukt für Gelterkinden den Anschluss sicherstellte. Das Netz der Schweizerischen Centralbahn (SCB) wurde erst 1901 durch die SBB übernommen. Heute ist die Hauenstein-Basisstrecke eine der meistbefahrenen Eisenbahnstrecken der Schweiz. Gelterkinden kämpfte von Anfang an für einen eigenen Bahnanschluss. Aber 58 Jahre lang – von 1858 bis 1916 – warten? Man erhoffte sich wirtschaftlichen Aufschwung. In der Bahn sah man das grosse Wirtschaftswunder und fühlte sich komplett abgehängt. Es bildete sich in Gelterkinden ein Komitee, dem 1888 nach einem jahrelangen hartnäckigen Kampf die Konzession für eine eingleisige Normalspurlinie von Sissach nach Gelterkinden erteilt wurde. Ein eigenes Kraftwerk wurde gebaut mit Wasser aus der Ergolz und dem Homburgerbach und damit ein Pionierwerk dank Elektrizität erstellt. Wegen Wassermangel musste 1893 eine Dampflokomotive zugezogen werden. Aus Kostengründen wurde weitgehend die Kantonsstrasse mitgenutzt. Die meterbreite Trambahnlinie konnte am 16. Mai 1891 eröffnet werden. Die Sissach-Gelterkinden-Bahn war nach der 1888 in Vevey eröffneten Strassenbahn die zweite elektrische Bahn in der Schweiz. 2016 wurde auf einem kurzen Eigentrasse ein Stück Geleise und die Fahrleitung mit einem Nachbau der „SG No. 1“, der elektrischen Lokomotive, dank einer Initiative des Verkehrsvereins Gelterkinden eingeweiht. Ein besonderes Denkmal steht so inmitten von Gelterkinden, das für eine einmalige Bahngeschichte steht. Vor 100 und mehr Jahren, von 1891 – 1916 wurde das eigenwillige Projekt umgesetzt. Mit der neuen Basislinie war natürlich für die kleine Bahn „die Luft draussen“. Aber ein Zeitzeuge der besonderen Art ist dieses Werk. Es ist nicht alles so selbstverständlich, was uns heute an ausgeklügelter Infrastruktur zur Verfügung steht!